Houzzbesuch: Ferien in einem Tuchmacherhaus von 1760
In Monschau bei Aachen kann man stilvoll urlauben oder auch geschäftlich unterkommen – zwischen Fachwerk und Naturstein, direkt am Fluss
Wenn Anke Nuxoll-Oster mit ihrem A-Team anrückt, kann sich ein Haus nur freuen. Sie erinnern sich? In der Fernsehserie rund um John „Hannibal“ Smith half das A-Team Menschen in Not. Anke Nuxoll-Oster konzentriert sich hingegen auf alte Gebäude in heruntergekommenem Zustand. Die saniert sie, richtet sie liebevoll ein und vermietet sie dann an Feriengäste. „Inzwischen kommen die Leute des Hauses wegen nach Monschau. Normalerweise sucht man sich ja ein Reiseziel aus und schaut sich dann nach einer Unterkunft um. Beim Tuchmacherhaus ist es umgekehrt“, erzählt sie. Angefangen hat alles mit der Renovierung ihres eigenen Hauses. Dafür gewann sie, eigentlich BWLerin, einen Einrichtungswettbewerb – und beschloss postwendend, unter dem programmatischen Firmennamen „Bleibe“ ihr Hobby zum Beruf zu machen.
„Die Familie, der ich das Tuchmacherhaus abkaufte, hielt bis vor einigen Jahrzehnten am Flussufer sogar noch Schweine“, erzählt Nuxoll-Oster. Die Schweine sind schon lange fort, stattdessen kamen im Zuge der Renovierung viele architektonische Schätze des alten Fachwerkhauses zum Vorschein. Nuxoll-Oster nimmt die Häuser, wie sie sind und verändert sie baulich nicht. Ihre Arbeit konzentriert sich vollends auf den Innenausbau, weshalb sie auch ohne Architekten auskommt. „Natürlich weiß man bei einem Altbau nie, was einen erwartet. Es gibt immer ungeahnte Überraschungen. Und in der Regel ist es teurer als neu zu bauen.“ Trotzdem will Nuxoll-Oster genau dies: „Es ist toll, was man aus alten Gebäuden herausholen kann. Natürlich ist die Finanzierung dann manchmal schwierig, weil oft alles viel länger dauert als geplant. Aber soviel Zeit muss sein.“
Die Decken im Erdgeschoss, (das auf Straßenniveau liegt – darunter befindet sich das Kellergeschoss) waren vor der Renovierung abgehängt. Niemand ahnte, dass hier eine Kölner Decke zum Vorschein kommen würde: aufwändig verputzte Deckenbalken, bei denen die Konstruktion sichtbar bleibt. Vor allem im Rheinland war diese Bauart im 17. und 18. Jahrhundert beliebt. „Das musste natürlich alles aufwändig neu verputzt werden“, sagt Nuxoll-Oster. Auch das Bruchsteinmauerwerk hinter dem Esstisch wurde erst im Zuge der Renovierungsarbeiten freigelegt.
Die Dielen im Erdgeschoss kamen in den Zwanzigerjahren ins Haus; sie waren zuletzt unter Teppichboden verborgen. Die antiken Eichen-Stühle fand Nuxoll-Oster über eine Annonce.
Während die Fassade zur Straße hin nur kleine Öffnungen hat, wurden auf der Flussseite in den Siebzigerjahren große Fenster eingebaut, die nun Bestandsschutz genießen. Was heute die Denkmalbehörde nicht mehr genehmigen würde, durfte also bleiben. Die Küche mit Aluminium-Griffleisten ist von Nobilia – auch hier arbeitet Nuxoll-Oster gerne immer wieder mit demselben Küchenstudio, Wisskirchen Küchen in Erftstadt, zusammen.
Sofa: Ikea
Während die Fassade zur Straße hin nur kleine Öffnungen hat, wurden auf der Flussseite in den Siebzigerjahren große Fenster eingebaut, die nun Bestandsschutz genießen. Was heute die Denkmalbehörde nicht mehr genehmigen würde, durfte also bleiben. Die Küche mit Aluminium-Griffleisten ist von Nobilia – auch hier arbeitet Nuxoll-Oster gerne immer wieder mit demselben Küchenstudio, Wisskirchen Küchen in Erftstadt, zusammen.
Sofa: Ikea
Eine Tapete im Stil der Siebzigerjahre fand Nuxoll-Oster bei der Tapeten-Agentur und klebte sie statt eines Fliesenspiegels an die Wand. Außerdem schützt unten eine matte Glasscheibe vor Spritzern.
Die Bruchsteinwand, die erst bei den Renovierungsarbeiten sichtbar wurde, musste vollkommen neu verfugt werden. Durch eine verglaste Tür geht es rechterhand hinaus auf die Terrasse.
Dieses Sprossenfenster wurde in den Siebzigerjahren eingebaut und öffnet die Fassade auf der Flussseite. Die aufgeständerte Terrasse mit Überdachung stammt auch aus dieser Zeit – sie war aber vor der Renovierung grün und wurde weiß umlackiert. Außerdem ließ Nuxoll-Oster die Deckung aus Wellblech gegen Glas eintauschen.
Die Rur fließt unten vorbei, gegenüber liegt ein Park, nur 300 Meter vom Stadtzentrum entfernt. Ans Flussufer gelangt man durch das Kellergeschoss: Dort gibt es zwar keine Tür, aber ein Kellerfenster, durch das man klettern kann, um an den Fluss zu gelangen. Wer will, kann hier sitzen oder Fliegenfischen. Angelkarten verkauft die Bäckerei Oebel am Marktplatz.
Gartenmöbel: Depot
Gartenmöbel: Depot
Umgeben von altem Fachwerk und altem Bruchsteinmauerwerk sind die beiden Bäder des Tuchmacherhauses komplett modernisiert worden.
Armaturen: „Neura“ von Kronenbach, Fliesen über Raab Karcher
Armaturen: „Neura“ von Kronenbach, Fliesen über Raab Karcher
Im Obergeschoss warten einige wahre Architekturschätze auf den Besucher. Hier liegen nämlich noch die Böden aus der Erbauungszeit im 18. Jahrhundert, bestehend aus 30 Zentimeter breiten Bohlen. Auch die alten Türzargen und Fenster sind hier noch erhalten.
In dieser Weitwinkelaufnahme sieht man die Zugänge zu allen drei Schlafzimmern und dem modernen Bad im Obergeschoss.
Das Doppelbett des großen Schlafzimmers steht rustikal und doch einladend vor der sanierten Wand aus Schiefer-Bruchstein.
Gegenüber befindet sich eine verputzte Fachwerkwand.
Ein kleiner, privater Wohnraum verbindet drei Schlafzimmer miteinander.
Das Bad im Obergeschoss.
Die alten Fenster, historische Schmuckstücke aus dem 18. Jahrhundert, ließ Nuxoll-Oster fachgerecht restaurieren.
Armatur: „Neura“ von Kronenbach
Armatur: „Neura“ von Kronenbach
Die Möbel – wie dieses praktische Bett für zwei – fertigte ein Innenausbauer für Nuxoll-Oster in massiver Kiefer an. Um den Farbton an das Fachwerk anzupassen, wurde das Holz dunkel gebeizt.
Straßenseitig zeigt sich die Fassade traditionell: Mit Schiefer verkleidet – der hier in der Region natürlich vorkommt.
Alle Häuser in dieser Reihe wurden einmal von Tuchmachern bewohnt, die in Wassernähe leben mussten, um die gewebten Stoffe walken zu können. Heute kommt jährlich Anke Nuxoll-Oster einige Wochen mit ihrer Familie vorbei. Den Rest der Zeit herrscht hier das Prinzip eines Boarding-Hauses: „Ob man Ferien machen oder beruflich einige Zeit in Monschau verbringen will, das Haus gibt beides her. Und ich habe festgestellt, dass die Leute einfach gerne kommen, wenn der Ort etwas Besonderes hat. Als ich mich mit Bleibe selbständig machte, hatte ich noch Sorge, ob mein Konzept aufgehen würde. Inzwischen habe ich gelernt, dass, wenn man mit Liebe an die Arbeit geht und etwas Hochwertiges schafft, die Gäste kommen. Heute will niemand mehr, weder beruflich noch im Urlaub, auf eine schöne Umgebung verzichten.“ Und das muss man hier ganz sicher nicht.
Mehr Houzzbesuche auf dem Land
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Hier urlauben: Anke Nuxoll-Oster mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern – oder bald auch Sie?
Auf: 110 Quadratmetern im Erd- und Obergeschoss
In: einem Tuchmacherhaus von 1780 mit Lage am Fluss, in Monschau bei Aachen
Expertin: Anke Nuxoll-Oster von Bleibe
Was eingangs als A-Team bezeichnet wurde, ist ein festes Handwerker-Team, mit dem Nuxoll-Oster ihre Projekte umsetzt. Es besteht aus einem Innenausbauer, einem Heizungs- und Sanitär-Experten und einem Küchenprofi. Aus Liebe zum Objekt hat die Diplom-Kauffrau ihr Unternehmen gegründet. Liebe zu Objekten wie dem alten Tuchmacherhaus, ein Einzeldenkmal das in katastrophalem Zustand war, als Nuxoll-Oster es kaufte. Aber es hatte diese atemberaubende Lage an der Rur, nur 300 Meter vom Zentrum Monschaus entfernt.