Houzzbesuch: Eine nur 2,10 Meter breite Wohnung in Madrid
Nur 2,10 Meter breit und 21 qm groß ist dieses Stadthaus. Doch eine schlaue Aufteilung hat jede Menge Platz geschaffen
Dieses schmale Wohnhaus in der Innenstadt von Madrid war ein komplizierter Fall. Als sein Eigentümer sich an die Renovierung machte, war er fest entschlossen, sich nicht entmutigen zu lassen. Dass die Grundfläche gerade mal 21 Quadratmeter umfasste, konnte ihn ebenso wenig schrecken wie die Tatsache, dass der einzige Raum auf Erdgeschosshöhe lag und mit einer Breite von nur 2,10 Metern ziemlich beengt wirkte. Die einzige Tageslichtquelle war ein Dachfenster zum Innenhof – aber auch davon ließ der Besitzer sich nicht aufhalten. Die Probleme standen ihm also allesamt deutlich vor Augen, und doch schienen ihm die Vorteile zu überwiegen.
Auf einen Blick
Hier lebt: Ein leitender Angestellter aus der Kreativbranche
In: Madrid, Spanien
Auf: 21 Quadratmetern
Architekten: Mycc Oficina de Arquitectura
Auf einen Blick
Hier lebt: Ein leitender Angestellter aus der Kreativbranche
In: Madrid, Spanien
Auf: 21 Quadratmetern
Architekten: Mycc Oficina de Arquitectura
Vor der Renovierung konnte man beim Betreten der engen Erdgeschosswohnung den Eindruck gewinnen, sie führe in einen metertiefen Schacht hinunter. „Das war die Ausgangslage: Der Fußboden im Erdgeschoss schien praktisch verschwunden zu sein. Der vorherige Eigentümer hatte versucht, sich mehr Wohnfläche zu verschaffen – und er sah offenbar nur die Möglichkeit, weiter nach unten zu gehen“, sagt Beatriz Casares vom Architekturbüro Mycc.
Die Eingangszone, in der jetzt die Küche liegt, gehört zu den wenigen Bereichen im Haus, in denen der Fußboden noch auf der ursprünglichen Höhe liegt. Die Absenkung hatte bereits früher die Wohnfläche vergrößert, doch erst die aktuelle Renovierung holt aus jedem Quadratmeter, der dadurch gewonnen wurde, wirklich alles heraus – durch versetzte Ebenen und eine clevere Aufteilung der verschiedenen Wohnbereiche.
Auch der Arbeitsbereich, der hier zu sehen ist, befindet sich noch auf der ursprünglichen Erdgeschosshöhe. Er liegt direkt unter der einzigen Tageslichtquelle: einem Dachfenster, das auf den Innenhof hinausgeht. Durch die Öffnung eines Teils der Erdgeschossebene nach unten wirkt der Arbeitsbereich wie ein Zwischengeschoss. Erreichbar ist er nur über eine fest an der Wand verankerte Leiter – was nicht zuletzt dafür sorgt, dass sich der Eigentümer im Alltag ständig aktiv und bewusst mit seiner räumlichen Umgebung auseinandersetzt.
Dieser terrassenartige Teil des Hauses hat (wie auch viele der anderen Bereiche) keine festgelegte Funktion: Man kann einen Futon hineinlegen, dann wird daraus ein Platz zum Entspannen oder eine Schlafgelegenheit für Gäste. Das ist einer der Vorteile der neuen Raumaufteilung. „Wir haben die Deckenhöhe ausgenutzt, um mehrere Räume zu schaffen. Jeder Raum ist deutlich von den anderen abgegrenzt, bleibt aber visuell mit ihnen in Kontakt“, sagt Casares.
Der Wohnraum ist nicht durch Wände gegliedert, sondern durch die Verteilung der Leerräume zwischen den Wohneinheiten, die auf diese Weise senkrecht und waagerecht voneinander abgegrenzt sind. Der Übergang von einem Raum zum anderen ist auf diese Weise nicht nur deutlich zu sehen, er wird „auch körperlich erfahrbar“, wie die Architektin betont. „Wenn man vom Wohnbereich in die Küche hinauf- oder ins Schlafzimmer hinuntergeht (das sich direkt anschließt, aber etwas tiefer liegt), dann markiert die Bewegung den Übergang, und jeder Bereich wird in seiner Eigenheit wahrgenommen. Gleichzeitig erlebt man aber auch das schmale Haus in seiner Gesamtheit.“
Das Wohnzimmer liegt vertikal und horizontal mitten im Haus. Hinter seinem Aufbau steht die gleiche Philosophie, nach der sich auch der Rest der Wohnung richtet. Die Struktur führt über schmale Treppenstufen zur nächsten Ebene (wo sich in diesem Fall Schlafzimmer und Bad befinden). Zusätzlich ist diese Ebene aber auch in sich noch einmal abgestuft, dadurch ergibt sich eine zusätzliche Sitzgelegenheit. Besonders: der niedrige Abstellraum unter dem Wohnbereich: In ihm kann sogar das Bett verschwinden, wenn im Schlafzimmer Platz gebraucht wird.
Eine kleine Falltür im Boden der Wohnebene ermöglicht auch von hier aus den Zugriff auf den unteren Abstellraum. Weiteren Stauraum bietet eine geräumige Schublade, die sich unter dem höheren Teil der Wohnebene (auf dem das Sofa steht) verbirgt. Zwei Wandschränke hat das Haus ebenfalls zu bieten: einen im Eingangsbereich und einen im Schlafzimmer.
Nur wenige Stufen trennen den Wohnbereich von dem offenen Bad, das zusammen mit dem Schlafzimmer und dem Abstellraum eine Art Untergeschoss bildet.
Ein besonders raffiniertes Element ist die Badewanne. Sie wurde an Ort und Stelle eingebaut und dehnt sich gerade so weit aus, dass daneben (hinter der halbhohen Wand, in der Waschbecken und Toilette verankert sind) noch ein bisschen Stauraum übrig bleibt. „Das Bad zu gestalten war einfach, denn wie in den anderen Räumen ist Weiß die dominierende Farbe“, sagt Casares. Im ganzen Haus legten die Architekten Wert auf gleichmäßige, minimalistische Oberflächen.
Dieses 3D-Modell gibt einen Überblick über die Anordnung der verschiedenen Ebenen. „Die Vorstellung, verschiedene Strukturen auf unterschiedlicher Höhe locker zu arrangieren – als könnte man von einer zur anderen hüpfen –, hat mich seit den ersten Skizzen begleitet. Das Haus erinnert mich ein bisschen an die frühen Computerspiele“, sagt die Architektin.
Wohnen auf kleinem Raum – mehr Houzzbesuche in kleinen Wohnungen und Mini-Häusern
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