Was ist eigentlich … ganzheitliches Bauen?
Bauen verändert alles, Natur, Landschaft, Menschen. Das muss bei Planung und Umsetzung mit einbezogen werden
Das Schlagwort „ganzheitlich“ ist im Bausektor angekommen. Was aber verbirgt sich hinter dem Begriff, der von so vielen unterschiedlichen Seiten genutzt wird, wenn es ums Bauen geht? Wir haben nachgefragt.
Materialien wie Vollholzparkett oder Zementfliesen haben eine lange Lebensdauer. Zudem lassen sie sich aufarbeiten, wie es auch Grotegut Architekten bei der Sanierung einer Doppelhaushälfte aus den 1920er-Jahren gemacht haben.
Warum ist ganzheitliches Bauen sinnvoll? Bauen bedeutet einen Eingriff in ein bestehendes Gefüge. Ein Neubau verändert die Umgebung mehr als eine Bestandssanierung. Für beide aber wird Energie aufgewendet, werden Ressourcen verbraucht, heute meist noch unwiederbringlich. Bauen hat damit einen gesellschaftlichen Einfluss, der weit über die eigenen Grundstücksgrenzen hinausgeht.
„Jeder und jede hat eine eigene Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Ein ganzheitlicher Ansatz schließt die eigene Lebensführung in Bezug auf Flächen- und Ressourcenverbrauch mit ein. Das eröffnet uns zukünftig aber auch vielfältige Möglichkeiten des Zusammenlebens. Das fängt beim Mehrgenerationenwohnen an und geht vielleicht bis zum gemeinsamen Gemüseanbau auf dem Dach eines städtischen Mehrfamilienhauses“, erläutert Lehmeier.
Eine Abkehr vom herkömmlichen Verständnis des Bauens führt nicht zwangsläufig zu einem weniger komfortablen Leben. Im Gegenteil! Als Beispiel nennt Schaffarczyk die im Haus verbaute Technik: „Eine einfachere Haustechnik bedeutet einen Gewinn an Komfort durch weniger Wartung.“
Finden Sie hier Architekt:innen, die sich mit nachhaltigem Bauen auskennen
Warum ist ganzheitliches Bauen sinnvoll? Bauen bedeutet einen Eingriff in ein bestehendes Gefüge. Ein Neubau verändert die Umgebung mehr als eine Bestandssanierung. Für beide aber wird Energie aufgewendet, werden Ressourcen verbraucht, heute meist noch unwiederbringlich. Bauen hat damit einen gesellschaftlichen Einfluss, der weit über die eigenen Grundstücksgrenzen hinausgeht.
„Jeder und jede hat eine eigene Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Ein ganzheitlicher Ansatz schließt die eigene Lebensführung in Bezug auf Flächen- und Ressourcenverbrauch mit ein. Das eröffnet uns zukünftig aber auch vielfältige Möglichkeiten des Zusammenlebens. Das fängt beim Mehrgenerationenwohnen an und geht vielleicht bis zum gemeinsamen Gemüseanbau auf dem Dach eines städtischen Mehrfamilienhauses“, erläutert Lehmeier.
Eine Abkehr vom herkömmlichen Verständnis des Bauens führt nicht zwangsläufig zu einem weniger komfortablen Leben. Im Gegenteil! Als Beispiel nennt Schaffarczyk die im Haus verbaute Technik: „Eine einfachere Haustechnik bedeutet einen Gewinn an Komfort durch weniger Wartung.“
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Statt Abriss und Neubau verwandelte Architekt Lehmeier ein Einfamilienhaus in ein Haus für drei Generationen und verhalf ihm so zu neuem Leben.
Wie sieht nun ganzheitliches Bauen tatsächlich aus? Ganzheitliches Bauen mag ein neuer Begriff sein, inhaltlich sind darunter viele Komponenten zusammengefasst, die Architekt:innen wohlbekannt sind. Aber erst, wenn sie alle bei der Planung und Umsetzung gleichberechtigt berücksichtigt werden, entstehen ganzheitliche Bauten.
Das Grundstück. „Neubaugebiete entstehen aus einem Bedarf heraus. Bauen ist auch grundsätzlich in Ordnung. Aber eben nicht auf Flächen, auf denen Lebensmittel angebaut werden können“, erklärt Lehmeier.
Wohnen und Ernährung sollen sich also nicht gegenseitig beeinträchtigen. Ein gesellschaftlich verantwortliches Handeln findet einen Konsens. Lehmeier selbst zieht für sich die Konsequenz, nicht mehr in Neubaugebieten zu bauen. Denn bebauter Boden lässt sich wirtschaftlich nicht wieder in fruchtbares Ackerland verwandeln. Ganz abgesehen von der Natur, die verloren geht, wenn Neubaugebiete ausgewiesen werden.
Tipp
Wie sieht nun ganzheitliches Bauen tatsächlich aus? Ganzheitliches Bauen mag ein neuer Begriff sein, inhaltlich sind darunter viele Komponenten zusammengefasst, die Architekt:innen wohlbekannt sind. Aber erst, wenn sie alle bei der Planung und Umsetzung gleichberechtigt berücksichtigt werden, entstehen ganzheitliche Bauten.
Das Grundstück. „Neubaugebiete entstehen aus einem Bedarf heraus. Bauen ist auch grundsätzlich in Ordnung. Aber eben nicht auf Flächen, auf denen Lebensmittel angebaut werden können“, erklärt Lehmeier.
Wohnen und Ernährung sollen sich also nicht gegenseitig beeinträchtigen. Ein gesellschaftlich verantwortliches Handeln findet einen Konsens. Lehmeier selbst zieht für sich die Konsequenz, nicht mehr in Neubaugebieten zu bauen. Denn bebauter Boden lässt sich wirtschaftlich nicht wieder in fruchtbares Ackerland verwandeln. Ganz abgesehen von der Natur, die verloren geht, wenn Neubaugebiete ausgewiesen werden.
Tipp
- Umbauen oder in Baulücken bauen, Neubaugebiete meiden.
Die Gebäudestruktur. Um Ressourcen zu schonen, sowohl beim Bauen selbst als auch im Betrieb, strebt die Architektur bei ganzheitlichem Bauen nach einem optimalen Verhältnis von Oberfläche zu Volumen. „Eine Kugel wäre hier das Optimum. Es geht aber auch darum zu klären, was an Räumen notwendig und sinnvoll ist. Zudem soll es gut aussehen und die Kosten spielen auch eine Rolle“, erläutert Schaffarczyk. So entsteht eben doch keine Kugel. Vielmehr dominieren die archaischen Formen von Würfel und Quader. „Komplizierte Formen, beispielsweise beim Dach, sind häufig anfälliger für Konstruktionsfehler oder Wettereinflüsse“, so Schaffarczyk.
Tipp
Tipp
- Kompakt bauen unter der Fragestellung: Ist es nötig und sinnvoll? Sieht es gut aus? Was kostet es?
Mit nur 122 qm auf zwei Ebenen kommt dieses Holzhaus von Lebensraum Holz ohne Wärmepumpe aus. Die elektrische Fußbodenheizung in den Bädern wird über selbst produzierten Strom betrieben.
Der Grundriss. Wer ein langlebiges Haus bauen will, muss künftige Nutzungsänderungen in die Planung einfließen lassen.
„Die Funktion eines Raumes kann sich über die Zeit ändern. Ganzheitliches Bauen denkt Änderungen von Anfang an mit. Der Grundriss passt sich der jeweiligen Lebenssituation an“, erklärt Lehmeier.
So hatte die „gute Stube“ als Wohnraum für besondere Anlässe irgendwann ausgedient. Das Zentrum des Wohnens verlagerte sich aus der Küche ins Wohnzimmer. Heute ist es wieder die Wohnküche, in der Gäste empfangen werden, das Wohnzimmer meist ein privaterer Bereich. Diese Veränderungen macht ein ganzheitlicher Grundriss ohne große Umbauten mit.
Ein Vorbild sind Gründerzeitwohnungen, die mit vielen gleich großen Räumen keine Nutzung vorgeben. Gleiches gilt für ein Loft, bei dem der große Raum ganz unterschiedlich zoniert und genutzt werden kann. „Wer baut, sollte die Chancen unterschiedlicher Wohnformen nutzen und über die aktuelle Lebenssituation hinausdenken. Architekt:innen entwerfen die Hüllen dafür“, regt Lehmeier an.
Tipps
Der Grundriss. Wer ein langlebiges Haus bauen will, muss künftige Nutzungsänderungen in die Planung einfließen lassen.
„Die Funktion eines Raumes kann sich über die Zeit ändern. Ganzheitliches Bauen denkt Änderungen von Anfang an mit. Der Grundriss passt sich der jeweiligen Lebenssituation an“, erklärt Lehmeier.
So hatte die „gute Stube“ als Wohnraum für besondere Anlässe irgendwann ausgedient. Das Zentrum des Wohnens verlagerte sich aus der Küche ins Wohnzimmer. Heute ist es wieder die Wohnküche, in der Gäste empfangen werden, das Wohnzimmer meist ein privaterer Bereich. Diese Veränderungen macht ein ganzheitlicher Grundriss ohne große Umbauten mit.
Ein Vorbild sind Gründerzeitwohnungen, die mit vielen gleich großen Räumen keine Nutzung vorgeben. Gleiches gilt für ein Loft, bei dem der große Raum ganz unterschiedlich zoniert und genutzt werden kann. „Wer baut, sollte die Chancen unterschiedlicher Wohnformen nutzen und über die aktuelle Lebenssituation hinausdenken. Architekt:innen entwerfen die Hüllen dafür“, regt Lehmeier an.
Tipps
- An eine Nachnutzung oder geänderte Nutzung schon bei der Planung denken. Die Wohnfläche sollte veränderbar sein, sich den Lebensverhältnissen anpassen können.
- Den eigenen Wohnraumbedarf hinterfragen. Wie groß muss das Haus wirklich sein?
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Bei der Sanierung dieses Altbaus in Berlin-Charlottenburg kamen nur natürliche Baustoffe zum Einsatz. Derzeit ein Büro, würde der Grundriss auch eine Nutzung als Wohnung zulassen.
Die Baustoffe. Bauen verbraucht Ressourcen und produziert CO2, sowohl direkt auf der Baustelle als auch schon bei der Produktion der Baustoffe und erneut beim Rückbau eines Gebäudes. Wer möglichst umweltverträglich bauen möchte, muss auf die Stoffkreisläufe achten.
„Baustoffe sollten umgenutzt werden können, trennbar und wiederverwendbar sein. Das schließt Verbundwerkstoffe von vornherein aus“, erklärt Schaffarczyk. Viele natürliche Stoffe haben hier Vorteile gegenüber synthetischen. Der Planungsmehraufwand für Bauen mit natürlichen Materialien wird durch die positiven Effekte einer gesunden Wohnumgebung und eines geringeren Energieverbrauchs wettgemacht.
Die Baustoffe. Bauen verbraucht Ressourcen und produziert CO2, sowohl direkt auf der Baustelle als auch schon bei der Produktion der Baustoffe und erneut beim Rückbau eines Gebäudes. Wer möglichst umweltverträglich bauen möchte, muss auf die Stoffkreisläufe achten.
„Baustoffe sollten umgenutzt werden können, trennbar und wiederverwendbar sein. Das schließt Verbundwerkstoffe von vornherein aus“, erklärt Schaffarczyk. Viele natürliche Stoffe haben hier Vorteile gegenüber synthetischen. Der Planungsmehraufwand für Bauen mit natürlichen Materialien wird durch die positiven Effekte einer gesunden Wohnumgebung und eines geringeren Energieverbrauchs wettgemacht.
Architekt:innen übernehmen mit der Wahl von Baumaterialien Verantwortung. Ressourcenschonend setzte Architekt Jan Rösler bei einem Scheunenumbau auf nachwachsende Rohstoffe, lokale Materialien und Wiederverwertbares.
Tipps
Tipps
- Mit natürlichen Materialien wie Holzwolle, Hanf, Stroh, Seegras oder Wolle dämmen, da diese gut gegen Hitze und Kälte sind.
- Die Dachhaut direkt für die Produktion von Solarstrom nutzen, wodurch auf eine zusätzliche Dacheindeckung darunter verzichtet werden kann.
Die Haustechnik. „Die Haustechnik sollte simpel und verständlich sein“, rät Schaffarczyk. Bei ganzheitlichem Bauen werden die klimatischen Bedingungen eines Ortes in die Planung einbezogen. „Eine optimale klimatische Ausrichtung spart bis zu dreißig Prozent der Energie“, erklärt Schaffarczyk. Er selbst plant so, dass eine Heizung im Grunde nicht notwendig ist.
Tipps
Tipps
- Solare Wärmegewinne und thermische Phasenverschiebung für die Klimatisierung von Räumen einplanen.
- Getrennte Wasserkreisläufe für Trink- und Brauchwasser, um Trinkwasser zu sparen.
- Warmes Wasser bei Bedarf direkt an der Armatur erzeugen, nicht über zentrale Warmwasserversorgung.
Die verwendeten Baustoffe, die eingesetzte Haustechnik und das Wassermanagement sind nur einige der Elemente, mit denen kauba architektur dieses Haus in Oberammergau zu einem Beispiel für ganzheitliches Bauen machten.
Grundstück, Baustoffe, Grundriss, Statik und Haustechnik spielen schließlich bei jedem Hausbau eine Rolle. Beim ganzheitlichen Bauen wird mehr auf das Zusammenspiel während des Bauprozesses und über den gesamten Lebenszyklus geachtet, ja sogar über die eigentliche Nutzungsdauer eines Gebäudes hinaus. „Mit dem Ansatz, das Bauen von Anfang bis zum Ende zu denken, betrachten wir einen Kreislauf. Ziel dabei ist es auch, die Lebenszeit eines Gebäudes zu verlängern“, so Jürgen Lehmeier vom büro für bauform.