Houzzbesuch: Ein Reihenmittelhaus der Gründerzeit, behutsam umgebaut
Behutsam erneuert: In Frankfurt schafft ein Reihenmittelhaus von 1913 den Spagat zwischen Tradition und Moderne, Altbau und Umbau
Ein Reihenmittelhaus von 1913 sollte an die Ansprüche einer vierköpfigen Familie angepasst werden. Klar, dass hierbei einiges umgebaut und erneuert werden musste. Aber das sollte nicht zu Lasten des Hauses gehen, sein Charakter sollte erhalten bleiben. Keine leichte Aufgabe, vor die die Bauherrenfamilie die Architekten von B.A.S. Peter Begon gestellt hatte. Doch die Experten haben einen Weg gefunden, Altes mit Neuem harmonisch zu kombinieren.
Historizismus hat Begon dabei nicht betrieben. Im Gegenteil. Im Inneren wird ein klarer, moderner Ausbau sichtbar, der mit den Elementen aus der Bauzeit des Hauses harmoniert. Auf den Fußböden der Kinderzimmer sind Holzdielen verlegt. Auch Fenster und Türen passen sich dem Stil des Hauses an.
Vom Badezimmer und einem der Kinderzimmer führt je eine Stufe hinaus auf die Dachterrasse.
Das zweite Bad im ersten Obergeschoss ist mit den gleichen Materialien ausgestattet wie das unter dem Dach. Und es verfügt über ein Oberlicht zum Treppenhaus. „Dieses Oberlicht ist ein altes Element, das wir erneuert haben“, erläutert Begon. Bauteile wie dieses prägen den Charakter des Hauses entscheidend, darum wurden sie bei der sorgfältigen Renovierung auch übernommen. Diese Mischung von Originalelementen mit neuen Einbauten und Materialien war ein Anliegen der Bauherren.
Die Trennwand zwischen bodengleicher Dusche und Toilette ist neu. Auch die Wandfliesen von Kerlite gab es hier vorher nicht. „Diese Fliesen haben wir ausgewählt, weil sie nur fünf Millimeter stark sind. Diese geringe Aufbauhöhe ist ideal für die Sanierung im Altbau“, betont der Architekt.
Grau gestrichene Wände und schlichte Armaturen der italienischen Traditionsmarke Christina Rubinetterie sind eine Reminiszenz an die Moderne. Die Waschtische wurden nach Entwürfen des Architekten angefertigt. Die Waschbecken aus Mineralwerkstoff sind direkt in die Waschtischplatten eingeklebt. Ein großer Spiegel, der über die gesamte Waschtischbreite reicht, dient gleichzeitig als Spritzschutz.
Die Zementmosaikfliesen von Via sind neu, tragen allerdings ein in der Bauzeit des Hauses übliches Dekor.
Die Zementmosaikfliesen von Via sind neu, tragen allerdings ein in der Bauzeit des Hauses übliches Dekor.
Begon ist ein Meister der Altbausanierung. So weiß er genau, wie er die Authentizität trotz Kernsanierung erhält. „Wir verwenden möglichst viele originale Elemente“, erklärt er. Die alten Türen beispielsweise ließen die Architekten aufarbeiten und wieder einsetzen. Fenstergriffe und Formen der Fenster sind den ursprünglichen nachempfunden. Original hingegen ist die alte Holztreppe. Sie wurde beim Umbau restauriert, nachdem sie jahrzehntelang dunkel gebeizt war. Die alte Profilierung kommt nun wieder schön zur Geltung.
Authentisch wirkt auch das Fischgratparkett, das in den Wohnräumen und Fluren in der ersten Etage und im Erdgeschoss verlegt ist. Es ist neu, passt aber zum Stil des Hauses. Das gilt auch für die Einbauten in der Bibliothek. Der Bücherschrank ist eine Maßanfertigung. „Wir haben hier den vorhandenen Ausbau aufgegriffen und neue Möbel eingepasst“, so der Architekt.
Das Treppenhaus ist vom Erdgeschoss bis in das Dach offen. „Über die Treppe konnten wir durch die Öffnung über alle Stockwerke nochmal Tageslicht in den Kernbereich des Hauses lenken“, erläutert Begon.
Er hat damit ein Grundproblem aller Reihenmittelhäuser gelöst: mangelndes Tageslicht durch fehlende seitliche Fenster. Die Anordnung in der Reihe, Wand an Wand zum Nachbarhaus lässt Fenster nur nach vorne und hinten zu. Durch Oberlichter entsteht eine weitere Möglichkeit, Tageslicht in den Kern des Hauses zu lenken.
Die Flure sind mit Wandstrahlern zusätzlich ausgeleuchtet.
6 Wege, Tageslicht im Haus zu verteilen >>>
Er hat damit ein Grundproblem aller Reihenmittelhäuser gelöst: mangelndes Tageslicht durch fehlende seitliche Fenster. Die Anordnung in der Reihe, Wand an Wand zum Nachbarhaus lässt Fenster nur nach vorne und hinten zu. Durch Oberlichter entsteht eine weitere Möglichkeit, Tageslicht in den Kern des Hauses zu lenken.
Die Flure sind mit Wandstrahlern zusätzlich ausgeleuchtet.
6 Wege, Tageslicht im Haus zu verteilen >>>
Vom Flur im Erdgeschoss, der zugleich der Eingangsbereich ist, gehen links Wohnzimmer und Esszimmer ab. Geradeaus führt der Weg in die Küche. Der kräftige Farbton der Wand setzt einen Akzent zu der schlichten weißen Bulthaup-Küche und dem grau-weißen Zementfliesenboden.
Eine lange Küchenzeile war der Bauherrenfamilie besonders wichtig. Gegenüber der Küchenzeile mit Hängeregal steht ein Einbauschrank, in den Backofen und Kühlschrank integriert sind.
Besonders auffällig durch die Farbgebung: der weiße Röhrenradiator von Zehnder auf der weinroten Wand. „Die Heizung haben wir ebenso wie die Elektrik komplett erneuert. Allerdings war wegen der Aufbauhöhen eine Fußbodenheizung nicht möglich. Daher haben wir uns für dekorative Röhrenradiatoren entschieden“, erklärt Begon.
Besonders auffällig durch die Farbgebung: der weiße Röhrenradiator von Zehnder auf der weinroten Wand. „Die Heizung haben wir ebenso wie die Elektrik komplett erneuert. Allerdings war wegen der Aufbauhöhen eine Fußbodenheizung nicht möglich. Daher haben wir uns für dekorative Röhrenradiatoren entschieden“, erklärt Begon.
Einzig im neuen Anbau mit Essbereich gibt es eine Fußbodenheizung. Hier mussten die Architekten nicht auf vorhandene Bausubstanz achten. Durch einen Versprung der Deckenhöhe ist der Wintergarten deutlich als neues Element des Wohnraums zu erkennen und gliedert sich doch harmonisch an. Von hier ist der Zugang in den Garten möglich. Das Flachdach des Wintergartens dient als Terrasse, die vom ersten Obergeschoss aus zugänglich ist.
Altbausanierung im Überblick: 5 Planungsschwerpunkte >>>
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Hier wohnt: eine Familie mit zwei Kindern
In: Frankfurt am Main; in einem Reihenmittelhaus mit 6 Zimmern plus Wintergarten
Experte: B.A.S. Peter Begon
Um mehr Platz zu gewinnen, haben die Architekten das Dachgeschoss ausgebaut. Durch einen Giebelaufbau zur Straße hin und zwei Gauben auf der Gartenseite sind unter dem Dach zwei Kinderzimmer und ein Bad entstanden. „Von außen fällt es nicht auf, dass hier ein Reihenhaus aus der Gründerzeit aufgestockt wurde“, sagt Architekt Peter Begon. Den Charakter des Hauses zu erhalten und dennoch modernes Familienwohnen zu ermöglichen, war die große Herausforderung in diesem Projekt.