Houzzbesuch: Steiler Zahn! Ein hölzernes Zelthaus in Schweden
Architekt Leo Qvarsebo baute in Stjärnsund ein verspieltes Ferienhaus: mit drei Wohnebenen und weiter Aussicht über den angrenzenden See
Kurz nach seinem Architekturstudium baute Leo Qvarsebo seiner Familie und sich nichts weniger als das perfekte Ferienhaus. „Wie alle jungen Architekten wollte auch ich sofort mein Können unter Beweis stellen, aber Wettbewerbe interessierten mich nicht besonders. Ich wollte mein Know-how direkt in die Praxis umsetzen und das Haus meiner Träume bauen.“ Und der Bedarf war da! Qvarsebo hat vier Geschwister – inklusive ihrer Familien sind das etwa 20 Personen. „Meine Cousins haben in Stjärnsund ein Stück Land. Also fuhr ich dorthin und schaute mir die Gegend an. Als ich die Kuhweide sah, wusste ich: Dieser Flecken Erde soll es sein! Es gab dort weder Strom noch fließend Wasser. Aber kurz darauf begann ich, die ersten Entwürfe zu zeichnen.“
„Damit sich die Giebel harmonisch in die Natur einfügen, haben wir sie passend zum dahinterliegenden Wald mattgrau lackiert“, sagt Qvarsebo.
Vor allem die Rückseite des Hauses sieht beeindruckend aus: Mit ihrer steilen Fassade erinnert sie an einen Felsen.
Vor allem die Rückseite des Hauses sieht beeindruckend aus: Mit ihrer steilen Fassade erinnert sie an einen Felsen.
Die Szenerie ist schnell beschrieben: Fenster und Terrasse sind nach Süden ausgerichtet, von wo aus man einen wunderschönen Blick auf den See Bysjön hat. Im Norden ragen die Bäume des nahegelegenen Waldes steil auf. Das Haus ist also ganz auf den See ausgerichtet. Dem Architekten ging es aber nicht darum, nur passiv die Landschaft zu beobachten – ihm war es wichtig, auch von innen mit der Natur in Kontakt zu treten.
Die Vorderseite der Fassade lässt sich ganz aktiv nutzen: Auf sie kann man wunderbar hinaufklettern, und einmal oben, es sich mit dem Dach als Rückenlehne bequem machen. „Der Steigungswinkel des Daches ähnelt dem eines Liegestuhls, so dass man ziemlich gemütlich darauf sitzen kann“, so Qvarsebo.
Die großen Fenster wurden als eine Art Giebelfenster konzipiert. Auf diese Weise können sie von außen zusätzlich als „Terrasse“ genutzt werden, und innen sorgen sie für mehr Platz – auch wenn die Familie stets nur wenig ins Haus mitbringt. „Die Idee war, dass wir innerhalb einer halben Stunde im Ferienhaus sein können, inklusive Sachen packen.“
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Die großen Fenster wurden als eine Art Giebelfenster konzipiert. Auf diese Weise können sie von außen zusätzlich als „Terrasse“ genutzt werden, und innen sorgen sie für mehr Platz – auch wenn die Familie stets nur wenig ins Haus mitbringt. „Die Idee war, dass wir innerhalb einer halben Stunde im Ferienhaus sein können, inklusive Sachen packen.“
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Dieses Zimmer hat eine fast magische Anziehungskraft. Am liebsten möchte man sofort eintreten und einfach nur sein. Doch nutzt die Familie es wirklich als Lese- und Denkzimmer? „Ja, denn es ist einfach das komplette Gegenteil meines Arbeitsumfelds in der Stadt. Dort bin ich die ganze Zeit einem nicht abreißenden Informationsfluss ausgesetzt, ich komme kaum dazu, mich hinzusetzen. Hier dagegen ist alles ganz spartanisch gehalten und auf das Wesentliche reduziert“, so Qvarsebo.
Auf einer relativ kleinen Fläche hat Qvarsebo insgesamt acht Räume untergebracht, die je nach Position und Funktion unterschiedlich groß und hoch sind. So hat das höchste Zimmer acht Meter Deckenhöhe, das niedrigste gerade einmal 1,20 Meter – eine richtige kleine Höhle. „Das Haus ist wie ein intelligent designtes Coupé, in dem es gerade genügend Armfreiheit gibt“, so der Architekt.
Vom Bett aus kann man direkt in den Himmel schauen – der perfekte Ort, um Sterne oder Sommergewitter zu beobachten.
Die Treppen, deren Abschnitte jeweils höchstens 1,20 Meter lang sind, schaffen eine angenehme Dynamik zwischen den Ebenen. „Ich wollte, dass man sehen kann, was sich auf der nächsten Etage befindet, eine Bewegung zwischen den einzelnen Ebenen schaffen, die auf diese Weise fließend ineinander übergehen.“
Geplant ist außerdem, neben der Treppe im hinteren Teil des Hauses noch ein riesiges Bücherregal zu bauen. Das würde dem Ganzen eine ganz neue Dimension verleihen.
Geplant ist außerdem, neben der Treppe im hinteren Teil des Hauses noch ein riesiges Bücherregal zu bauen. Das würde dem Ganzen eine ganz neue Dimension verleihen.
Anhand des Modells und der Zeichnung lässt sich die Raumorganisation noch besser nachvollziehen.
Das Sperrholz für die Wände hat der Architekt von der Spielzeugfabrik Egmont Kärnan gekauft, als diese ihre Produktion nach China verlegte: „Das Holz ist wirklich von sehr guter Qualität. Unsere Kinder haben von der Firma auch einige Puzzles, und so manches Einzelteil hat genau dasselbe Muster wie unsere Wände!“
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Qvarsebo hat das Haus komplett in Eigenregie gebaut – lediglich Freunde und sein Vater, der Künstler Michael Qvarsebo, haben ihm ab zu geholfen: „Ich habe mir immer genau notiert, wie lange ich wofür gebraucht habe: Wie viele Stunden es zum Beispiel gedauert hat, den Rahmen zu errichten, die Fassade zu bauen, die Innenräume auszustatten… Insgesamt komme ich auf 2.000 Stunden – das entspricht einer Bauzeit von 50 Wochen.“
Die gesamte Einrichtung hat der Architekt auf Blocket gekauft, der schwedischen Version von Ebay. Hier fand er einfach alles: Türen, kleine Fenster, Küchenschränke und Schubladen. Sogar das WC hat er so erstanden – allerdings kein gebrauchtes!
An den Pfosten des Schaukelgerüsts (links auf der Veranda) hat Qvarsebo inzwischen Gitter angebracht, an denen heute üppig Hopfen rankt – schaukeln können die Kinder aber trotzdem noch, und zwar ausgiebig. Unter dem schattigen Gerüst lässt es sich außerdem prima frühstücken, auch wenn die Sonne morgens schon richtig brennt.
Auf dem Rasen steht eine Skulptur mit zwei tanzenden Kranichen. „Mein Vater, Michael Qvarsebo, ist Künstler. Er hat genau so eine Skulptur für die schwedische Stadt Tranås gefertigt, nur fünfmal größer. Sie passt einfach toll hierher, denn auf der Weide ein Stück weiter unten kann man tatsächlich oft Kraniche beobachten.“
Mit diesem wunderschönen Ferienhaus hat Qvarsebo nicht nur ein perfektes Beispiel für Architektur im Einklang mit der Natur und den Elementen geschaffen, sondern auch einen echten Ort der Einkehr für sich und seine Familie.
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Auf dem Rasen steht eine Skulptur mit zwei tanzenden Kranichen. „Mein Vater, Michael Qvarsebo, ist Künstler. Er hat genau so eine Skulptur für die schwedische Stadt Tranås gefertigt, nur fünfmal größer. Sie passt einfach toll hierher, denn auf der Weide ein Stück weiter unten kann man tatsächlich oft Kraniche beobachten.“
Mit diesem wunderschönen Ferienhaus hat Qvarsebo nicht nur ein perfektes Beispiel für Architektur im Einklang mit der Natur und den Elementen geschaffen, sondern auch einen echten Ort der Einkehr für sich und seine Familie.
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Hier urlauben: der Architekt Leo Qvarsebo, seine Frau, die zwei Kinder und andere Familienmitglieder
In: Stjärnsund, Dalarna, Schweden
Auf: 85 Quadratmetern (acht Räume)
Fotos: Lindman Photography
Bevor Qvarsebo das Haus entwarf, schaute er sich erst einmal in der unmittelbaren Nachbarschaft um. Schnell wurde ihm klar, dass er die typische Scheunenarchitektur der Region nicht mehr zeitgemäß fand. „Ich fragte mich: Was muss ein Ferienhaus leisten? Drei Aktivitäten haben sich schließlich herauskristallisiert: Kochen (drinnen und draußen), Entspannen und Lesen. Da ich die Räume nicht einfach nebeneinander anordnen wollte, beschloss ich, sie übereinander zu platzieren. Das Ergebnis ist ein Haus, das an ein Zelt erinnert.“
Projekt „Qvarsebo“ war geboren.„Schnell war klar, dass ich ausschließlich mit Holz bauen würde, denn das ist nicht nur ökologisch, sondern auch typisch für diese Gegend.“